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Glycerin: Fluch oder Segen


Viele Gerüchte tummeln sich um den häufig in Kosmetik verwendeten Inhaltsstoff Glycerin. Bevor wir uns dem Wahrheitsgehalt dieser Gerüchteküche widmen, werfen wir zunächst einen Blick darauf, was sich hinter dem chemisch klingenden Begriff – übrigens auch Glycerol genannt – eigentlich verbirgt. Auf Verpackungen findet ihr übrigens die offizielle Auszeichnung (INCI) Glycerin. Dahinter können sich sowohl BioQualitäten aber auch petrochemische Stoffe verstecken.

Kaum ein Inhaltsstoff wird so kontrovers diskutiert wie Glycerin. Die einen halten Glycerin für einen chemischen Stoff, welcher die Haut austrocknet, während die anderen ein natürliches Bio-Produkt mit wertvollen Eigenschaften sehen.

Beides ist richtig: bis Ende der 70ziger Jahre wurde Glycerin fast ausschließlich aus petrochemischen Propen gewonnen. Erst später wurde mit der Gewinnung aus BioStoffen begonnen. Heute wird der Großteil von Glycerin durch Spaltung von pflanzlichen Ölen und Fetten gewonnen. Auch durch die Biodieselproduktion aus Obst und Getreide fallen Unmengen an Glycerin an. Petrochemisches Glycerin wird nur noch selten hergestellt.

Glycerin ist einer der grundlegenden Stoffe unseres Seins: Man findet es in vielen Lebensmittel wie Nüsse, Lecithin, Obst usw. Auch ist es ein essenzieller Bestandteil unseres Organismus. Ohne Glycerin würde unser Blut nicht fließen, unser Gehirn nicht arbeiten und die Leber könnte Schadstoffe nicht abbauen. Fast alle Organe sind auf diesen Stoff angewiesen. Wir essen Glycerin ohne es bewusst wahrzunehmen, durch Obst, Getreide, Gemüse, Öle oder auch durch ein Glaserl Wein.

Glycerin ist Bestandteil des hauteigenen Feuchthaltesystems, der auch als natural moisturizing factors (NMF) bezeichnet wird. Der NMF sorgt in der Hornschicht dafür, dass die Haut nicht austrocknet. Als kleines Molekül kann das Glycerin gut von der Haut aufgenommen werden und in die Epidermis eindringen. Aufgrund seiner Wasserbindefähigkeit, sorgt es dort dafür, dass weniger Wasser aus der Haut verdunstet, die Hautfeuchte somit erhöht wird. Dadurch kommt es auch zu einer Hautglättung und Verbesserung der Elastizität, von der die trockene und reife Haut profitiert.

Als klassisches Feuchthaltemittel ist Glycerin seit Jahrzehnten in Kosmetikprodukten im Einsatz. In jüngerer Zeit hat man aber noch einen zusätzlichen Effekt durch das Glycerin, nämlich die Stabilisierung der Barrierefunktion der Epidermis gefunden. Mittlerweile ist der wissenschaftliche Nachweis gelungen, dass die Verbesserung der Hautfeuchte und die Stärkung der Regenerationsfähigkeit der Hautbarriere als unabhängige Effekte durch Glycerin ausgelöst werden. Damit ist dieser einfache und verträgliche Wirkstoff ein exzellenter Inhaltsstoff in Hautpflegeprodukten für die trockene Haut.

Trotzdem hört man manchmal die Meinung, dass Glycerin zu einer Austrocknung der Haut führen kann. Wie so oft, macht auch beim Glycerin die Dosis die Wirkung aus. Bei extrem hohen Konzentrationen von 30% und mehr kann die gute Wasserbindefähigkeit des Glycerins tatsächlich dazu führen, dass der Haut aus tiefer liegenden Schichten Wasser entzogen wird. Dies ist aber nur dann der Fall, wenn es in zu Konzentrationen und mit zu wenig Wasser in der Kosmetikrezeptur eingesetzt wird. Bei Konzentrationen unter 15 % überwiegen eindeutig die feuchtigkeitsspendenden Eigenschaften.

Fazit: Das Glycerin ist ein Bestandteil des natural moisturizing factors und leistet es einen wichtigen Beitrag zur Regeneration der Hautbarriere und wenn es in der richtigen Dosierung eingesetzt wird ist es ein Segen.

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